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Elternbrief - Dezember 2016

Liebe Eltern,


Es geht um den Umgang mit den PianistInnen im Haus, um die Klavierbegleitungen und Ihre jeweilige Beteiligung dabei. Ich danke Frau Jost und Frau Ganz für Ihre Anregungen diesbezüglich.


Eltern, die neu in der Musikakademie sind, vorab als Information: Ihrem Kind steht es frei, eine Klavierbegleitung in Anspruch zu nehmen. Sie sind vertraglich an diese Art der Ausbildung nicht gebunden und in gar keinem Fall dazu verpflichtet.


Gerne will ich aber zur aktuellen Situation aus der Sicht der Musikakademie etwas zum Verständnis und zur qualitativen Weiterentwicklung unserer Zusammenarbeit beitragen.


Die Konzerte sind ein Kernstück unserer Ausbildung, das heißt, für Sie und Ihre Kinder eine persönliche Herausforderung. Diese Zielgerichtetheit bietet eine Veränderung des Lerntempos, eine Vertiefung des Lernstoffes und eine korrekte Kunstfertigkeit, gemessen am jeweiligen Leistungsstand Ihres Kindes. Das ist dreimal im Jahr mehrmals eine außergewöhnliche Lernsituation und Herausforderung, die allen Beteiligten, auch uns Lehrkräften, große Konzentration und ein gemeinsames Verständnis füreinander abverlangt.


Wie Sie dabei jetzt wieder erleben, fordert dies von den Lehrkräften eine große zusätzliche Hinwendung zu den SpielerInnen. Die jeweiligen Vorspieltrainings sind der „rote Teppich“, den wir Ihren Kindern ausrollen, um ihnen Sicherheit und Selbstbewusstsein zu ermöglichen, Kontrolle über sich zu bekommen und auch mit den Pianisten die Leistung nach und nach auf ein befriedigendes Ergebnis zu bringen.


Der (Eltern-) Konzert-Öffentlichkeit stand zu halten, erfordert von Ihrem Kind Zuversicht, Vertrauen zu sich selbst, zu Ihnen als Eltern, zu uns Lehrern und auch zu den Pianisten nach und nach zu entwickeln. Die Kinder sind zu jung, um ohne diesen Rückhalt sich in diesem Maße zu erproben und zu bewähren.


Wir LehrerInnen fühlen uns sehr verbunden mit Ihren Kindern, ansonsten wäre eine solche intensive Ausbildungsfacette nicht möglich. Damit sind wir eben auch mit der gebührenden Verantwortung betraut. Auch mit der entsprechenden Klavierbegleitung wollen wir Ihr Kind unterstützen, ihnen Halt und musikalischen Erlebnisreichtum vermitteln.


Um dahin zu kommen, müssen Ihre Kinder im Umgang mit einer Klavierbegleitung eine Menge lernen: Das Klavier fordert zu einem neuen Intonationsempfinden heraus, es macht die SpielerInnen flexibler, konzentrierter, disziplinierter in ihrer Aufmerksamkeit auf das Gesamtkunstwerk: Sie begreifen sich in einer bisher unbekannten Verunsicherung. Sie lernen mit allen Sinnen zu kooperieren und ihr musikalischer Ausdruck wird durch die Qualität des Pianisten verstärkt und mitgestaltet.


Wir wissen, dass es für Pianisten grundsätzlich eine Herausforderung ist, Kinder zu begleiten. Ihre Aufgabe besteht darin, die Werke gut vorbereitet in den laufenden Unterricht einzubringen. Auf der Bühne müssen sie die Führung übernehmen, jede Panne der Solisten muss von ihnen bewältigt werden.


Das Risiko, das LehrerInnen bereit sind zu minimieren, damit Ihr Kind die Bühne freudvoll erkunden und sich bewährend bestehen kann, steht auch im Zusammenhang mit den Menschen, die wir mit ihnen auf die Bühne lassen. Im Sinne Ihrer Kinder müssen wir deshalb immer wieder eine Wahl treffen. Einerseits um den Unterrichtsaufwand zu minimieren und andererseits damit im Zusammenhang die Qualität zu sichern.


Der Instrumentallehrer Ihrer Kinder kann Ihr Kind vor überzogenen Forderungen des Pianisten schützen, kann Erfahrungswerte weiter geben, kann den Pianisten so führen, dass Ihr Kind den größtmöglichen Nutzen in der jeweiligen Probe erzielt. Pianist und Pianistin sind dabei auf unsere Führung angewiesen. Dieses Zusammenspiel InstrumentallehrerIn/PianistIn ist ein Lernprozess, den wir in all den Jahren mit größtmöglicher Verantwortung und Hingabe gemeistert haben.


Durch eigenes Erleben und die Gespräche mit Frau Jost und Frau Ganz sind nun einige Fragen und ganz unterschiedliche Bewertungen dazu aufgetaucht. Bekannt sind mir aktuell diese Fragen:


o Warum müssen die Lehrer bei der Probe dabei sein?


o Kann der Unterricht nicht kompakter sein, ohne dass der Pianist zeitweise untätig ist?


o Ich habe nicht so viel Geld, wie ist die Preisgestaltung?


o Warum muss mein Kind mit dieser Begleitung spielen?


Lassen Sie mich kurz darauf eingehen.


Keine Lehrkraft in diapason ist bestrebt, die Klavierproben auszudehnen. Im Gegenteil, die Einzelarbeit ist ja der wichtige Baustein. Natürlich gibt es keine wirkliche Leistungsgrenze, Begabung will immer geformt werden entsprechend dem jeweiligen Können und Üben der Kinder. Je besser Ihr Kind vorbereitet in den Unterricht kommt, desto glücklicher sind wir; desto kürzer kann dann auch die Probe sein.


Die Zahl und Länge der Proben nach einem einfachen Modell zu gestalten, wäre sicher wünschenswert. Doch in der Praxis ließ sich noch keines finden, das für alle passt. Zu bedenken ist nämlich jeweils im Einzelfall, und davon hängen dann auch Länge und Anzahl der Proben ab:


- Welche mehr oder weniger komplizierte Werke stehen auf dem Plan?

- Wie schnell lernt Ihr Kind?

- Wie ausgeruht kommt ihr Kind in die Probe?

- Wie hat Ihr Kind genau diese Probe vorbereitet?

- Wie intonationssicher kann Ihr Kind sich auf das Klavier einstellen?

- Wie klar sind die eigene Zielsetzung, das jeweilige Bewusstsein und die Willensstärke des Schülers?

- Wie vertraut ist er bereits mit dem Werk durch das Anhören? u.a.


Die Wahl der Pianisten wird von Ihnen mit dem jeweiligen Instrumentallehrer abgestimmt. Dabei spielt auch eine Rolle, dass unsere Pianisten über unterschiedliche Erfahrungen verfügen, nicht nur in ihrer Professionalität mit ihrem Instrument, sondern auch im Umgang mit den Schülern, in ihrer Verlässlichkeit und in ihren Möglichkeiten der Koordination mit unseren Unterrichtszeiten und den zur Verfügung stehenden Klavierräumen.


Meinem Mann Riza Yildiz und mir war zu seinen Lebzeiten wichtig, den Pianisten zu überlassen, welches Honorar sie ansetzen. Sie sind ja freischaffende Künstler und nicht vertraglich mit uns verbunden. Wie ich berichtet bekam, wurden bisher an die Pianisten 60 €, 45 €, 40 € und 30 € bezahlt, ohne jegliche Forderung einer Nutzungsentschädigung seitens der Musikakademie. Deshalb sind wir gern bereit, Sie so großzügig wie möglich in Ihren Wünschen zu unterstützen.


Die Praxis, die Eltern selbst nach Pianisten Ausschau halten zu lassen, hat meistens nicht funktioniert.

Möglicherweise bedarf es nun einer neuen Klärung bezüglich der Honorierung, der Anzahl der Probenstunden vor dem Elternkonzert bzw. vor dem öffentlichen Konzert auf der Bühne. Für alle Beteiligten – Eltern, SchülerInnen, Pianisten und LehrerInnen – braucht es wahrscheinlich eine neue Abstimmung untereinander. Nach dem Jahreswechsel können wir an dazu stattfindenden Elternabenden gemeinsam Lösungen für anstehende Fragen und Wünsche finden.


Mein Schlussgedanke: Einzig und allein geht es um Ihr Kind, um sein Wohlergehen, um sein Erfolgserlebnis und seine Entwicklung in einem umsichtigen, kompetenten, erfahrenen Lernmilieu, das in der Musikakademie diapason seit Jahren ein außergewöhnliches Niveau erreicht hat.


Wir LehrerInnen freuen uns über jeden individuellen Lern-Weg eines Schülers. Ob das Tempo im Erlernen des Instrumentes viel Zeit in Anspruch nimmt oder sich rasant vollzieht, beides ist sinnvoll. Manchem reicht die Freude im stillen Kämmerlein mit dem Instrument zu experimentieren, anderen ist die Bühne eine wichtige Motivation. Beide Wege werden von uns gleich geschätzt und mit kompetenter und liebevoller Energie begleitet. Wer sich auf der Bühne zeigen will, benötigt allerdings größeren und mehr Aufwand, an Proben, Begleitung, Kosten, Verständnis und Unterstützung. Auch die Musikakademie diapason hat neben den Vorbereitungen jeweils einen finanziellen Aufwand von Euro 1.000 für jedes Konzert in der Karlsburg.


In dieser Hinsicht geht es vor allem um Ihre Wünsche, liebe Eltern, wie sehr sie Ihr Kind auf dem Weg zur jeweiligen Virtuosität auf der Bühne sehen und sie unterstützen wollen und können. Stellen Sie sich immer vor, Sie selbst würden den Bühnenauftritt von ganzem Herzen wollen. Was würden Sie brauchen, damit es freudvoll und erfolgreich gelingt?


Sprechen Sie mit uns über Ihre Vorstellungen und Visionen. Geben Sie unserer Zusammenarbeit neue Impulse. Ihr Kind profitiert davon.


Lassen Sie sich von diesen Gedanken inspirieren und freuen Sie sich auf das Elternkonzert, mit dem wir Sie ehren wollen, und natürlich danach auf das Adventskonzert.


Im Namen der Lehrkräfte der Musikakademie diapason


Ihre


Ute Frenzel


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